
Raunzen & Reisen: So war meine erste Pauschalreise
Wir lieben Reisen, und ganz ehrlich: Wir lieben auch Raunzen. Weil beides wunderschön sein kann, teilen wir hier schamlos unsere Gedanken und nehmen euch diesmal mit auf Pauschalreise. Unsere Redakteurin Lilli ist nämlich eigentlich das Reisebüro der Familie, hatte diesmal aber einfach keine Lust auf Planen. Ob sie das empfehlen kann?

Ich verreise gern allein. Und kann das jeder Person, die sich noch nie darin versucht hat, auch wirklich nur ans Herz legen. Allein ich und meine Kameras waren schon überall unterwegs – von Vietnam über Mallorca bis nach Südtirol. Was diese Trips gemeinsam haben? Ich habe sie von vorne bis hinten selbst geplant. Eh klar.
Doch dieses Mal hatte ich einfach keine Lust darauf. Der Sommer in Wien war regnerisch, die graue Wolkendecke vor meinem Fenster hat sich bis in meinen Kopf ausgedehnt und ich wollte einfach nur weg. Am liebsten sofort und ohne große Anstrengung. Und in der größten Verzweiflung (ja, ich habe einen Hang zu Dramatik), kam plötzlich der Geistesblitz: Warum nicht eine Pauschalreise buchen?
Pauschalreise ist nicht gleich Pauschalreise
Dazu muss ich sagen, dass es mir nicht darum ging, in ein Club-Hotel zu fahren, in dem ich rund um die Uhr bespaßt werde. Oder eimersaufen kann. Aus dem Alter bin ich raus – oder war nie drin. Ich wollte mich schlicht und einfach um nichts kümmern müssen. Ich wollte nur ankommen, meinen Bikini anziehen und drei Tage am Meer auf einer Liege verbringen. Dass um mich rum noch andere Menschen sein würden, war ein Nebeneffekt, der für mich okay war.
Wer erlaubt mir eigentlich, mein Erwachsenengeld für eine Pauschalreise auszugeben? Und das um 22.45 Uhr?
Lilli Wermuth
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion habe ich mich also durch Pauschalreisen-Anbieter geklickt und impulshaft das erste Angebot gewählt, das meine Bedürfnisse befriedigt und mein Budget nicht gesprengt hat. Kurz kam mir noch der Gedanke angeschossen, wer mir eigentlich erlaubt, mein Erwachsenengeld auszugeben, wie ich es um 22.45 Uhr gerade für richtig empfinde, zack, schon war die Buchung abgeschlossen. Inklusive Flughafentransfer – es sollte wirklich gar kein Finger krumm gemacht werden. Das war mir zusätzlich ganze 14 Euro wert.


Dabei kannte ich meine Reisedestination bereits. Es ging nach Korfu, einer griechischen Insel, die ich ein paar Jahre zuvor bereits allein per Bus und Anhalter bereist hatte. Theoretisch kannte ich mich also aus. Doch das war mir ja egal. Für meine nicht vorhandene Abenteuerlust wurde ich allerdings direkt bestraft: Am Flughafen auf der Insel angekommen, musste ich etwa 40 Minuten warten, bis alle Passagier*innen meines Shuttlebusses ihre Koffer vom Gepäckband ausgespuckt bekommen hatten und wir endlich starten konnten. In der Zeit wäre ich mit dem lokalen Bus schon fast beim Hotel gewesen. Na ja, ich wollte mich auf dem Trip eh in Entschleunigung üben.
Mein nächstes Learning auf meiner ersten Pauschalreise: Halbpension reicht allemal, wenn man sich nicht vegetarisch ernährt. Wobei das wahrscheinlich auf die Unterkunft ankommt. Ich war mit meinem Hotel wirklich mehr als happy: eine schöne Anlage mit vielen Pflanzen, einem Pool – in dem ich nie war, weil der von Kindern und dazugehörigen Eltern belagert wurde – und einem atemberaubend schönen Meerzugang, für den ich immer wieder buchen würde. Das Buffet am Abend ließ allerdings an fleischlosen Optionen zu wünschen übrig. Allgemein hatte das Ganze mehr mit einer Schulmensa als einem Hotelbuffet zu tun.
Das Abendessen hatte mehr mit einer überfüllten Schulmensa als mit einem Hotelbuffet zu tun. Die vegetarischen Optionen ließen außerdem zu wünschen übrig.
Lilli Wermuth
Kulinarisches Highlight: Der labbrige Käsetoast an der Strandbar des Hotels, der mit ungesalzenen Chips und einer Flasche Fanta Zitrone daher kam. Klingt alles andere als genießbar und war trotzdem ein absoluter Vibe. Ich war genauso verwirrt wie ihr es jetzt wahrscheinlich seid.

Urlaub ohne Abenteuer? Nein, danke.
Das Nichtstun habe ich übrigens nicht durchziehen können. Zu sehr hat es mich in den Fingern gejuckt, die Insel doch ein wenig zu erkunden und mich wenigstens auf Mikro-Abenteuer zu begeben. In meinem Fall bedeutete das, 40 Minuten in der prallen Sonne auf den öffentlichen Bus zu warten, um nach Korfu Stadt zu tuckern. Oder vom Hotel zum nächsten Strand zu spazieren. Der Weg dorthin? Eine gut befahrene Straße mit vielen Kurven und noch mehr Nahtoderfahrungen. Hier wäre auch ein Bus gefahren, aber ich war nach meiner ersten Erfahrung zu ungeduldig.
Zielgruppe für Pauschalreisen sind Großfamilien, Rentner*innen und frisch verliebte Paare, die den Streit um die erste Urlaubsplanung dann noch vor sich haben wollen.
Lilli Wermuth
Mein Fazit: Pauschalreisen sind toll, weil man sich um nichts kümmern muss, wenn man sich um nichts kümmern will. Vor allem bei der Abreise war ich deutlich entspannter, weil ich mir nicht siebzehnmal neu ausgerechnet habe, wann ich in Richtung Flughafen aufbrechen muss, um nicht in Stress zu geraten. Pauschalreisen für Alleinreisende sind okay, weil man sich doch ein bisschen wie ein Alien fühlt. Zwischen den Großfamilien, Rentner*innen und frisch verliebten Paaren, die den Streit um die erste Urlaubsplanung dann noch vor sich haben wollen. Pauschalreisen sind eher nichts für mich, weil mir auf Dauer einfach fad wird. Und worüber soll ich hier auch schließlich raunzen, wenn ich mich nicht wochenlang mit der Planung meines nächsten Urlaubs selbst nerven kann?