
Tischgeflüster #5: Sebastian Frank vom Restaurant Horváth, Berlin
Zu Tisch, bitte. Bei Tischgeflüster treffen wir uns mit Locals aus aller Welt auf einen Plausch, um für euch die besten Tipps aus erster Hand zu bekommen. Dabei stammen unsere Gesprächspartner*innen aus der Gastro- oder Hotelszene und sind in der jeweiligen Stadt bzw. Region bestens vernetzt. Dieses Mal sprechen wir mit Sebastian Frank vom Restaurant Horváth in Berlin über seinen liebsten Döner, den Unterschied zwischen Berlin und München und Fine Dining.

Sebastian Frank ist österreichischer Botschafter. Und das, obwohl er sich nicht mit Politik, Verhandlungen oder Diplomatie auseinandersetzt, sondern viel eher mit Roter Beete, Paprika und Rahm. Denn der Ost-Österreicher leitet das beste österreichische Restaurant Berlins.
Allerdings ohne auf die üblichen alpenländischen Verdächtigen Käsespätzle und Knödel zu setzen, sondern indem er sein Aufwachsen und kulinarisches Lernen in Niederösterreich, Wien und dem Burgenland den Deutschen gastronomisch näherbringt.
In Berlin kannst du aus Russland kommen, und ein peruanisches Restaurant mit asiatischen Gerichten führen – es interessiert keine Sau. Wenn es gut ist, stehen die Leute Schlange.
Sebastian Frank
Sebastian Frank macht im Sterne-Restaurant Horváth in Kreuzberg wirklich Kulturarbeit und serviert nicht nur geschmacklich perfekte Gerichte, sondern erzählt dabei mit jedem Bissen von seiner alten Heimat. In Berlin kocht er nun schon seit 15 Jahren – höchste Zeit also, um uns seine liebsten Spots der Stadt zu verraten. Am Ende des Artikels findet ihr die persönlichen Berlin-Highlights von Sebastian in einer Liste zusammengefasst.


1000things Magazine: Was macht Berlin für dich aus?
Sebastian Frank: Berlin macht für mich aus, dass es eigentlich relativ wenig Vorurteile gibt. Es ist wurscht, wo du herkommst oder was du machen willst. Auch, wenn du nichts machen willst, bist du in der Stadt herzlich willkommen. In Berlin kannst du aus Russland kommen, und ein peruanisches Restaurant mit asiatischen Gerichten führen – es interessiert keine Sau. Wenn es gut ist, stehen die Leute Schlange.
Was unterscheidet Berlin von München?
„Berlin ist arm, aber sexy“, trifft es schon auf den Punkt. Der große Unterschied zu vielen anderen Hauptstädten in Europa ist: Normalerweise konzentriert sich in der Hauptstadt auch immer das Geld. London, Amsterdam, etc. In Deutschland ist das anders: Da konzentriert sich das Geld eher auf Frankfurt und München, und dadurch zieht Berlin eine Community an, die etwas anderes im Kopf hat, als Profitoptimierung – das fördert Künstler*innen und die kreative Szene.
Der große Unterschied von Berlin zu anderen Hauptstädten in Europa ist das Geld.
Sebastian Frank
Was muss man in Berlin unbedingt gesehen haben?
Ein bisschen touristisch, aber der Teufelsberg. Ziemlich weird aber auch sehenswert ist das Dong Xuan Zentrum in Lichtenberg. Ich bin großer See- und Gartenfan und deswegen empfehle ich auch die Königliche Gartenakademie. Es sollte auch jeder mal das Kotti gesehen haben.
Und: Ich war schon sehr lange nicht mehr am Brandenburger Tor – aber ich mag den Ort trotzdem, für das, was er ausstrahlt. Auch wenn es super, super touristisch ist, und wenn da irgendwelche Leute die Touris abziehen. Aber dafür kann ja das Brandenburger Tor nichts.

Was ist in deinen Augen komplett überschätzt?
Die Kantstraße. Viele sagen, da gibt es die besten asiatischen Restaurants der Stadt. Aber ich habe mir die meist-gehyptesten angeschaut und mir nur gedacht: ja ok. Ich finde auch, dass es schönere Straßen gibt, als die Kantstraße.
Was ist unterschätzt?
Die Randbezirke. Es gibt zum Beispiel einen Wanderweg, auf dem man Berlin in 19 Etappen umwandern kann, immer der Grenze entlang.
Wo trifft man dich auf einen Drink?
Drüben in der Ankerklause oder bei Frau Luna.

Wo gibt’s denn den besten Döner in Berlin?
Hier am Kottbusser Damm gibt es Közde Döner. Die haben ein Lavasteingrill, sodass der Döner einen Holzkohle-Touch hat. Am Ende ist es aber fast egal, wo man hingeht – die Döner schmecken immer ähnlich, weil immer ähnliche Soßen verwendet werden. Deswegen: Imren Grill. Die machen geschichteten Rindfleisch-Döner, backen ihr Brot selber und du kannst dir keine Soßen aussuchen, es gibt nur Sesam-Soße. Das ist ein absoluter Game-Changer.

Wo bekommt man den besten Burger in Berlin?
Uh, das ist ein schwieriges Thema. Da bin ich fast schon ein bisschen ein Grantler. Mich nerven ja Hypes, weil das Produkt an sich nichts dafür kann. Jetzt nerven mich also Smash Burger – an jeder Ecke bekommt man die, es ist so, als würde es gar keine normalen Burger mehr geben.
Meinen letzten Burger hatte ich bei den Kollegen vis-à-vis bei Goldies. Burgermeister fand ich mal wirklich gut, aber seit dem Franchise ist es so wie mit vielen Sachen: Wenn es multipliziert wird, geht fast immer was verloren.
Wenn du dir richtig gönnen willst, wo gehst du dann hin?
Für mich bedeutet Gönnen Zeit – und die nehme ich mir am liebsten für Fine Dining. Dann gehe ich zu Nobelhart & Schmutzig, ins CODA oder Rutz. Letztens war ich aber auch einfach bei Duo und habe mir da eine Kugel Fior di Latte gegönnt.

Duo also mit- oder ohne Pistazienhülle?
Wenn ich mich entscheiden muss, dann ohne. Ich mag Milcheis, weil es da nichts gibt, was vom Handwerk ablenkt. Deswegen mag ich ohne Hülle schmecken, ob die Leute wirklich gerne Eis machen. Außerdem ein Aufruf an alle Eismenschen: Wo ist das Bananeneis geblieben? Warum gibt es das nicht mehr?

Welches ist dein absolutes Lieblingsrestaurant in Berlin?
Lasan am Kottbusser Tor.
Wo gibt es das beste Preis-Leistung-Verhältnis?
Bei Leylak, einer türkischen Bäckerei am Kottbusser Tor. An denen ist die Inflation völlig vorbeigegangen. Die machen Lahmacun, der seit 15 Jahren glaube ich 2,5 Euro kostet.
Welches Restaurant ist neu in der Stadt und hat dich besonders überrascht?
Überrascht nicht, aber das REMI ist eine der schönsten Neueröffnungen für mich. Ich bin großer Fan von Leuten, die an alles denken, die gute Gastronom*innen sind – auch abseits der Küche.

Welches Lokal ist überbewertet?
Das Coccodrillo. Da zahlt man halt dafür, dass die Wände bunt sind und dass Schauspieler am Nebentisch sitzen.
An welchem Ort kannst du so richtig abschalten?
Ich war eineinhalb Stunden südlich von Berlin in einer RAUS Cabin, einem Tinyhouse. Ich kann nur empfehlen, dass im nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter zu machen.
Wo gibt’s den schönsten Blick auf Berlin?
Ein bisschen abgedroschen, Fernsehturm zu sagen, aber man sieht tatsächlich schon ganz gut. Und da hat ja jetzt das sphere von Tim Raue neu eröffnet. Während viele der Frage hinterherlaufen, was deutsche Küche ist, macht er sie einfach. Ich glaube, es ist ein Gewinn, dass er da drinnen ist – und dass selbst ich sage, ich werde da mal hochfahren.
Am Deutschen Bahn Tower am Potsdamer Platz kann man aber übrigens auch für einen Bruchteil des Preises und ohne Touris ähnlich hoch kommen.

Ich war schon sehr lange nicht mehr am Brandenburger Tor – aber ich mag den Ort trotzdem, für das, was er ausstrahlt. Auch wenn es super, super touristisch ist, und wenn da irgendwelche Leute die Touris abziehen. Aber dafür kann ja das Brandenburger Tor nichts.
sebastian frank
Tischgeflüster Top 11: Berlin auf einen Blick
- 👀 Teufelsberg | Teufelsseechaussee 10, 14193 Berlin
- 🛍️ Dong Xuan Zentrum | Herzbergstraße 128–139, 10365 Berlin
- 💐 Königliche Gartenakademie | Altensteinstraße 15a, 14195 Berlin
- 🍷 Ankerklause | Kottbusser Damm 104, 10967 Berlin
- 🍸 Frau Luna | Paul-Lincke-Ufer 44, 10999 Berlin
- 🥙 Imren Grill | Boppstraße 10, 10967 Berlin
- ✨ Nobelhart & Schmutzig | Friedrichstraße 218, 10969 Berlin
- 👑 CODA | Friedelstraße 47, 12047 Berlin
- 💎 Rutz | Chausseestraße 8, 10115 Berlin
- 🍽️ Lasan | Adalbertstraße 96, 10999 Berlin
- 💰 Leylak | Kottbusser Str. 25, 10999 Berlin