
Neue Herbst-Lektüre: Die Shortlist für den Österreichischen Buchpreis 2025 ist da
Die Shortlist zum Österreichischen Buchpreis 2025 bietet spannende Buchtipps für den Herbst. Wir stellen die Bücher und Jurybegründungen vor.
Ihr sucht noch Bücher für den Herbst? Dann solltet ihr in die Shortlist zum Österreichischen Buchpreis 2025 reinschauen: Hier finden sich einige spannende Buchtipps, die nun die finalen Favoriten für die begehrte Auszeichnung bilden.
Von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt, wird aus diesem Kreis der Sieger gekürt. Der Österreichische Buchpreis wird dann am 10. November 2025 verliehen und bildet den vorgezogenen Auftakt zur Buch Wien, die am 12. November startet.
Die Bücher auf einen Blick
Auf der Shortlist für den Österreichischen Buchpreis 2025 stehen folgende Titel:
- Dimitré Dinev: „Zeit der Mutigen“
- Monika Helfer: „Wie die Welt weiterging“
- Martin Prinz: „Die letzten Tage“
- Verena Stauffer: „Kiki Beach“
- Marlene Streeruwitz: „Auflösungen.“
Auf der Shortlist für den Debütpreis 2025 stehen folgende Titel:
- Anna Maschik: „Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“
- Michèle Yves Pauty: „Familienkörper“
- Miriam Unterthiner: „Blutbrot“
Die Begründungen der Jury
Im Folgenden findet ihr Auszüge aus den Jurybegründungen für diese Bücher. Die kompletten Begründungen lest ihr auf der Website des Österreichischen Buchpreis.
„Zeit der Mutigen“
Kein&Aber, September 2025
Dimitré Dinev hat zwanzig Jahre an seinem Mammutroman „Zeit der Mutigen“ gearbeitet: ein Panorama von vier Generationen, das sich von den Wirren der k. u. k. Monarchie über Faschismus und Kommunismus bis in die 1990er-Jahre spannt. Im Zentrum steht Meto, eine schillernde Figur, die gleichsam als historischer Zerrspiegel durch die Epochen wandert.
Seine Amnesie nach einem Kopfschuss im Zweiten Weltkrieg ermöglicht Dinev ein Spiel mit Identitäten, das in immer neuen familiären Verzweigungen aufgeht. Ein Netz aus Geschichten entfaltet sich, in dem Kriege, Despotien und Zufälle die Schicksale der Menschen lenken und in dem die Donau als verbindendes, unaufhörlich fließendes Motiv alle Stränge zusammenhält. (…)

„Wie die Welt weiterging“
Carl Hanser Verlag, Oktober 2024
Das Buch von Monika Helfer „Wie die Welt weiterging,“ erschienen im Hanser-Verlag, ist kein Roman, sondern eine Sammlung von literarischen Einzelstücken. Man könnte sagen, es ist – wie ja auch die ganze Welt – ein Sammelsurium von Einzelheiten, die miteinander zusammenhängen, ohne dass man genau weiß wie. (…)
Es sind, wie uns der Verlag wissen lässt, „365 Geschichten über die Welt und das Leben – persönlich, ehrlich, klug.“
Falls man keine Allergie gegen Verlagsprosa hat, wird man das so sehen können. Aber die vielen Geschichten bieten noch einen anderen Sinn. Sie stimmen mit dem Titel „Wie die Welt weiterging“ überein: Das Umblättern von einer Perspektive zu einer anderen, von einer Situation zu einer anderen, von einer Person zu einer anderen wird zu einem händischen (oder handgreiflichen) Abbilden davon, wie die Welt weiterging.

„Die letzten Tage“
Jung und Jung, Februar 2025
Als die Alliierten schon weite Teile Österreichs besetzt hatten, verbreiteten die örtliche nationalsozialistische Kreisleitung und SA und HJ in der niederösterreichischen Rax-Schneeberg-Gegend im April 1945 Angst und Schrecken, erließen ohne gerichtlichen Auftrag standgerichtliche Todesurteile an Zivilpersonen und an teils minderjährigen Fahnenflüchtigen und vollstreckten diese unter öffentlicher Zurschaustellung der Leichname. 1948 werden die Hauptverantwortlichen vor Gericht zur Rechenschaft gezogen.
Martin Prinz verbindet die Fakten, die aus jenen Prozessakten erhalten sind, mit eigener Vorstellungskraft zu einem verstörend eindringlichen literarischen Ganzen, in dem er die Ermordeten, denen auch die gerichtlichen Prozesse nach dem Krieg keine Stimme verleihen konnten, anspricht und damit als Personen fassbar macht, und indem er die Brutalität der Täter und die Angst der Opfer aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. (…)

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„Kiki Beach“
kookbooks, Februar 2025
„Worte betreten die Bühne“ – in sieben lustvollen Kapiteln variiert Verena Stauffer die Gattung des Liebesgedichts und entwirft, in Monolog, Rede und Gegenrede, ein grellbuntes Panoptikum von Formen des Begehrens in unserer Gegenwart. Zwischen Zypern, Persien, Pompeji und der stets hinterfragten Heimat werden zahlreiche Register angeschlagen: Archaische Naturbilder treffen auf Popkultur; traditionelle Rhythmen auf „rough beats“. Handynachrichten, Metaverse, KI-Partikel und Screenshots vermischen sich mit Ansichten ungeschützter Körperlichkeit. Mit praller Sinnlichkeit und mythologischer Wucht wird ein poetisches Panorama entfaltet, das zwischen Sex und Sehnsucht, Scham und Schauder, Rausch und Reflexion changiert. Vor krassen Gemeinplätzen scheut „Kiki Beach“ dabei ebenso wenig zurück wie vor Künstlichkeit und Kitsch.
(…) „Kiki Beach“ ist ein formal und inhaltlich herausfordernder Gedichtband, der das Genre des Liebesgedichts mit ungewöhnlichen Mitteln an seine Grenzen treibt.

„Auflösungen.“
S. Fischer Verlag, Mai 2025
(…) In „Auflösungen“ wird die Ökonomisierung sämtlicher Lebensbereiche als Bedrohung nicht zuletzt für die Kunst sichtbar gemacht und damit als Gefährdung all jener Bereiche, die den emanzipatorischen Geist hochhalten und fördern. Im Zentrum steht, wie so oft bei Marlene Streeruwitz, eine Frau, Alleinerzieherin, Lyrikerin, die sich von einem Lehrauftrag in New York einen Neuanfang verspricht – einen, in dem das Leben frei gelebt werden kann jenseits patriarchal geprägter Bilder und Vorgaben.
„Auflösungen“ ist ein zorniger, zugleich besonnener Text, in dem akribische Spracharbeit, intellektuelle Durchdringungskraft und progressiver politischer Furor zu überzeugender Form finden – ein Roman, mit dem Marlene Streeruwitz erneut beweist, dass sie zu den eigenständigsten und damit gewichtigsten Autorinnen der Gegenwart zählt.
