
So ist es, den Berliner Marathon zu laufen und danach mit Harry Styles zu lunchen
Wir lieben Reisen, und ganz ehrlich: Wir lieben auch Raunzen. Weil beides wunderschön sein kann, teilen wir hier schamlos unsere Gedanken – und die kreisen nicht allzu selten um Harry Styles. Man könnte es aber auch manifestieren nennen. Denn unsere Redakteurin Sonja ist kürzlich tatsächlich mit ihm den Marathon in Berlin gelaufen und war am nächsten Tag gemeinsam Dumplings essen.

Ich bin keine Freundin von Clickbait und würde mich als ernst zu nehmende Journalistin natürlich nie auf dieses Niveau begeben. Deswegen habe ich mit der Titelzeile nicht gelogen und will euch auch nicht in die Irre führen: Ich bin tatsächlich den Berliner Marathon mit Harry Styles gelaufen und habe das Mittagessen des folgenden Tages mit ihm verbracht.
Zum Marathon gezwungen
Langweilig, flach und doch brutal – der Berliner Marathon ist als der schnellste der Welt bekannt. Regelmäßig werden hier Rekorde gebrochen, kaum eine andere 42-Kilometer lange Strecke ist so flach. Wer sich also mal an einen Marathon herantrauen will, muss sich im Training zumindest kaum auf Höhenmeter konzentrieren.
Einen Startplatz zu bekommen ist unglaublich schwierig – ich war daher wahnsinnig genug, mich zu später Stunde auf einem Festival durchaus nicht mehr im ganz nüchternen Zustand auf ein Gewinnspiel eines Run-Clubs zu bewerben. Nach einer weiteren durchtanzten Nacht auf dem nächsten Festival dann ein Gewinn mit Folgen: Ich muss jetzt tatsächlich in sechs Wochen in Marathon-Form kommen.
Nach einer weiteren durchtanzten Nacht auf dem nächsten Festival dann ein Gewinn mit Folgen: Ich muss jetzt tatsächlich in sechs Wochen in Marathon-Form kommen.
Sonja Koller

Meine Überraschung beim Berliner Marathon
Ganz jungfräulich gehe ich an die Sache nicht ran, im April bin ich nach langem Training den Halbmarathon in Wien gelaufen. In Berlin aber ist alles anders. Ein Trainingsplan in dem Zeitraum so aussichtslos, dass ich mich nicht mal daran wage. Delulu is the devise.
Schon im Startbereich bin ich überrascht: Neben mir stehen nicht einfach nur gut trainierte Menschen, die sich altersmäßig rund um Quarterlife- und Midlife-Crisis bewegen, sondern Menschen jeden Alters und Gewichtsklasse.

Läufer*innen mit Landesfahnen aus Brasilien, Peru, Kanada, China und Indonesien tummeln sich neben Marathon-Veter*aninnen, deren Kennzeichnung auf der Startnummer bereits eine zweistellige Anzahl an Überschreitungen der Ziellinie des Berliner Marathons beweisen. Ach ja, und Harry Styles läuft auch mit. TikTok-Detektiv*innen sei dank, bestätigt sich das schon Tage zuvor aufgekommende Gerücht.
Ich gehe mehr als nur ein paar Meter und bin nach ein paar Stunden auf der Strecke einfach nur noch gelangweilt von meiner Motivations-Playlist. Aber ich schaffe es schließlich joggend durch die Ziellinie – und melde mich am nächsten Morgen zum Rennen in Wien im Frühjahr 2026 an.

Harry Styles am Rosenthaler Platz
Kommen wir jetzt aber mal zum wichtigen: Harry. Als Berlin-Expertin weiß ich natürlich, wo sich meine Nummer 1 in der Stadt so herumtreibt. Wer dieses Wissen auch erlangen will, sollte meine persönliche Gossip Girl Map in textlicher Form auschecken. Ich selbst bin nun Beweis dafür, dass sie treffsicher ist. Als ich durch Mitte spaziere und den Rosenthaler Platz ansteuere, erinnere ich mich: Das ist Harrys Revier, ich muss Ausschau halten.
Ich erhebe also beim Warten auf die Grünphase der Ampel den Blick und fange auf der anderen Straßenseite den einer jungen Frau ein, die leicht lächelt. Daneben: Zwei gelangweilte Männer in gesichtslosen Businessklamotten. Und wiederum daneben: Eine Frau mit schwarzer Kapuze und ein Mann mit Schnauzer und lila Kappe. Zoë Kravitz und Harry Styles.
Die beiden sehen so normal aus, dass mein Herz sogar vergisst, einen schnelleren Gang einzulegen. Aber ich bin mir sicher: Sie sind es. Meine Mission, cool zu bleiben, funktioniert. Und zwar so gut, dass ich einfach an ihnen vorbeigehe – und danach über die folgenden beiden Zebrastreifen. Dann komme ich zu mir. Ich muss doch meinen zukünftigen Ehemann mit meiner Präsenz beglücken.
Die beiden sehen so normal aus, dass mein Herz sogar vergisst, einen schnelleren Gang einzulegen.
Sonja Koller
Auf der Suche
Ich drehe also um, will die Verfolgung aufnehmen. Aber dafür, wie unauffällig sich die beiden verhalten haben, müssen sie unglaublich schnell gegangen sein. Zoe und Harry sind nirgends mehr zu sehen. Ich gehe die Straßen ab, an denen er bereits gesehen wurde, und rekonstruiere mögliche unauffällige Routen. Schließlich gebe ich auf. Gehe in die Bäckerei, die ich ursprünglich am Rosenthaler Platz ansteuern wollte, und mache mich auf den Weg zur nächsten Öffi-Station.
Der interessanteste Seidentofu meines Lebens
Amor dürfte aber nicht erfunden sein. Denn mehr nebensächlich streift mein Blick nun zur anderen Straßenseite, dann reagiert mein Herz vor meinem Verstand: Da sitzen sie. Zoe und Harry auf Bierbänken vor einem Dumpling Restaurant. Von TikTok weiß ich, dass er ebenjenes erst vorgestern besucht hat. Und als Berlin-Expertin weiß ich auch, dass es zwar nicht schlecht ist, aber eigentlich eine absolut random Restaurant-Auswahl und ein eher unübliches Stammlokal ist.
„Amor dürfte aber nicht erfunden sein.
Sonja Koller auf der suche nach Harry styles

Danach schaltet mein Körper in den Game-Modus. Und zwar offenbar so erfolgreich, dass ich ins Restaurant marschiere und den noch einzigen freien Platz zugewiesen bekomme. Ich teile mir meinen Tisch nun mit einer Frau aus Shanghai, deren gestriges Programm ich an ihrer mit dem Berlin Marathon gebrandeten Jacke erkenne. Wir plaudern über den Lauf, sie bringt jenen in London ins Gespräch ein. Am Nebentisch ist es still, man scheint uns zuzuhören. Direkt neben mir sitzt Harry.
Er unterhält sich mit der gegenübersitzenden Zoe und einem Freund. Ganz leise, will offensichtlich nicht erkannt werden. Ich spreche ihn nicht an, will ihn nicht wegen eines Fotos stören. Schließlich ist er es, der auf mich zugeht.
Schließlich ist er es, der auf mich zugeht.
sonja Koller
Hochzeitseinladungen in the making
Als mein Seidentofu serviert wird, den ich natürlich nur Alibi-mäßig bestellt habe, denn Hunger habe ich keinen, erinnere ich mich an meine Profession: Eigentlich ist heute ein ganz normaler Arbeitstag, eigentlich bedeutet das, dass mein Essen fotografiert und ins Internet gestellt wird. Also zücke ich meine Kamera und fange nicht nur den uninteressanten Tofu, sondern auch unsere Reflexion im gegenüberliegenden Spiegel ein.

Als ich meine Kamera wieder in der vollen Tasche verstauen will, nehme ich kurz meine Flasche hinaus und stelle sie auf den Boden. Wenig später fällt sie um, macht aber nur ein leises Geräusch. Ich habe gerade beide Hände voll, will jetzt doch einfach mein Tofu essen und lasse sie kurz liegen. Und Harry. Styles. beugt. sich. hinunter. und. hebt. sie. auf. Ich schaue ihn an, sage “Thank you”. Er sagt “you´re welcome”. Keine Sorge, die Hochzeitsfotografin wurde umgehend kontaktiert.