
Lohnt sich Skifahren in Zermatt? Unser Guide
Skifahren in Österreich wird immer teurer. Sollte also die Devise „Is a scho wurscht“ gelten, und wir gleich komplett in den Gönner-Modus umstellen? Ist Zermatt wirklich so viel teurer, als etwa der Arlberg oder Kitzbühel? Wir waren vor Ort und haben uns angeschaut, ob sich Skifahren in Zermatt lohnt.

Das, was Wimbledon für Tennis-Fans ist, das Great Barrier Reef für Taucher*innen und der Machu Picchu für Geschichts-Nerds, das gibt es auch für Schneehasen: Zermatt mit dem ikonischen Matterhorn ist der Sehnsuchtsort für alle Ski-Begeisterten. Klar, auf die Wunschliste kann man Zermatt schnell mal schreiben, sich einen Besuch dann aber tatsächlich zu leisten, ist eine andere Sache.
Aber ist das Skifahren dort wirklich so viel teurer, als in Österreich? Wir haben uns vor Ort umgeschaut und evaluiert, ob sich Skifahren in Zermatt wirklich lohnt.

Zermatt als Ort
Wer einen Fuß nach Zermatt setzt, merkt, dass etwas fehlt. Menschen außerhalb der höchsten Steuerklasse? Nicht unbedingt. Ins Auge sticht eher die Abwesenheit von Autos. Denn durch das Dorf fahren nur mucksmäuschenstille Elektrobusse und ein paar vereinzelte Kutschen.
Anders als etwa in St. Moritz werden Besucher*innen auch nicht gleich eine Reihe von Luxus-Boutiquen aufs Auge gedrückt. Statt Chanel-Store und Moncler-Sonderkollektion seht ihr hier auch kleine Käseläden, Holzhütten und Supermärkte für Normalsterbliche. Natürlich muss man nicht lange nach dem ersten Luxushotel suchen, von außen ersichtlich übermäßig geprotzt wird dort aber nicht. Tatsächlich tummeln sich einige Backpacker*innen in Zermatt – und auch wir haben in einer preiswerten Unterkunft übernachtet, zu der wir euch später mehr verraten.

Das Besondere an Zermatt als Ort: Man merkt, dass es sich hier einst tatsächlich um ein „ganz normales“ Bauerndorf gehandelt hat. Es gibt Locals, die hier (fast) ihr ganzes Leben verbringen – und so auch Kindergärten und Schulen. Zermatt ist kein nur wegen der schönen Aussichten künstlich aufgebauter Touri-Ort. Das macht einen großen Teil des Charmes aus. Hier geht es deutlich authentischer zu, als manch eine*r erwarten würde.
Skifahren in Zermatt
Überschattet vom namensgebenden Berg des Skigebiets ist ein weiterer wirklich cooler Fakt: Zermatt ist das höchstgelegene Skigebiet Europas – mit Höhen von knapp unter 4.000 Metern. Abseits der Hochsaison Skizufahren, ist hier also kein Problem. Wir haben Mitte März top Bedingungen vorgefunden, und selbst im Hochsommer könnt ihr mit präparierten Pisten und fahrenden Liften rechnen.
Ihr betreibt hier also nicht nur rund um das Matterhorn Sightseeing auf Skiern, sondern flitzt bis nach Italien runter. Wer will, kann sich so mittags original Schweizer Käsefondue gönnen und Après-Ski (das hier übrigens etwas gediegener zugeht, als in Österreich) mit einem echten italienischen Aperol starten.
Die wichtigsten Infos:
- Matterhorn Ski Paradise: 360 Pistenkilometer
- höchstes Skigebiet Europas, Schneesicherheit daher top
- grenzüberschreitend – Cervinia auf der italienischen Seite
- Skifahren 365 Tage im Jahr möglich
- 55 Lifte (bei unserem Test zum Großteil außerordentlich modern)


Kulinarik & Hütten in Zermatt
Käsefondue direkt an der Piste existiert tatsächlich auch außerhalb von Pinterest – und gehört in Zermatt zum Standard-Menü. Folgende Hütten im Matterhorn Ski Paradise solltet ihr kennen:
- Chez Vrony: Bio-Küche mit Matterhornblick
- Findlerhof: rustikale Klassiker
- Fluhalp: Terrasse mit Live-Musik
- Bergrestaurant @Paradise: Käsefondue mit Matterhorn-Blick
Aber Achtung: für eine Hauptspeise solltet ihr, egal, wie bescheiden ihr unterwegs seid, mindestens 25–30 Euro einrechnen.


Der Gornergrat
Eines der absoluten Highlights in Zermatt könnt ihr sowohl mit als auch ohne Ski im Gepäck erleben: eine Fahrt auf den Gornergrad. Dafür geht es entweder vom Stadtzentrum oder von der Piste aus mit der Zahnradbahn auf 3.089 Meter. Wer am Weg rauf nicht fast durchgehend den Auslöseknopf der Kamera drückt und das Matterhorn aus allen erdenklichen Perspektiven einfängt, hat was verpasst.
Wenn ihr denkt, ihr könnt schon auf der Fahrt den gesamten Speicherplatz aufbrauchen, liegt ihr falsch, denn am Zielbahnhof eröffnet sich ein unglaubliches Panorama. Ihr knipst einfach 29 Viertausender, seht den Gornergletscher und ganz nebenbei versteckt sich auch das Matterhorn nicht.


Ausflüge für Extremsportler*innen
Wanderung zur Monte-Rose-Hütte
Erfahrene Bergsteiger*innen sollten sich eine Tour zur Monte Rosa Hütte vornehmen. Vom Gornergrad seht ihr das futuristische Bauwerk, was definitiv zu den Architektur-Highlights in den Alpen gehört. Auf 2.883 Metern befindet sich inmitten des Eises nicht etwa ein Raumschiff, sondern eine gute Base für Bergsteiger*innen mit Hunger auf Hochtouren.
Hin kommt ihr nach einem rund vierstündigen Aufstieg von Rotenboden aus, solltet dafür aber unedbingt geübt mit Steigeisen sein. Die abgelegene Lage ist in diesem Fall nicht gleichbedeutend mit einfacher Ausstattung – die Monte Rosa Hütte ist eine der Modernsten der Alpen.
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Mehr InformationenMatterhorn besteigen
Und dann ist da natürlich das Matterhorn selbst. Ja, das kann man tatsächlich besteigen. Aber erst, wenn man so erfahren ist, dass die Wanderschuhe quasi mit einem verwachsen sind. Sind sehr geübte Bergsteiger*innen unter euch, gibt es die Möglichkeit, den Gipfelsturm gemeinsam mit einem Bergführer oder einer Bergführerin zu probieren.
Achtung: Die Normalroute über den Hörnligrat ist sehr anspruchsvoll, ausgesetzt und schwierig. Ihr benötigt üblicherweise zwei Tage und übernachtet zwischendurch auf der Hörnlihütte. Die Route hat einen Schwierigkeitsgrad II bis III (UIAA) – ihr braucht absolute Trittsicherheit und Höhenerfahrung.
Die wichtigsten Infos:
- professionelle/r Bergführer*in ist Pflicht
- Kosten ab ca. CHF 1.200 pro Person (ca. 1.286 €)
- nur für erfahrene Alpinist*innen mit guter Vorbereitung
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Mehr InformationenÜbernachten in Zermatt
Schweizer Jugendherbergen
In Zermatt übernachten muss kein Vermögen kosten! Wir haben uns die örtliche Schweizer Jugendherberge genau angesehen und sie zwei Nächte lang auf Herz und Nieren getestet. Unser Ergebnis: Die Übernachtung hier bietet wirklich ein Top-Preis-Leistungsverhältnis.
Ihr müsst nicht mal zwangsläufig in Mehrbett-Zimmern nächtigen, sondern könnt auch im Privatzimmer mit eigenem Bad einschlafen – und tatsächlich vom Bett aus mit Blick aufs Matterhorn aufwachen. Außerdem gibt’s morgens ein solides Frühstück und wer noch mehr sparen will, schlägt beim preiswerten Dinner-Menü zu. Seid aber darauf vorbereitet, hier nicht nur edgy Backpacker*innen, sondern eventuell auch Schulgruppen zu treffen.
Die wichtigsten Infos:
- Mehrbett & Einzelzimmer
- preiswertes Abendessens-Angebot
- Übernachtung ab 53 CHF (ca. 57 €)

Sonnmatten Restaurant & Suite
Ein für die Schweiz und Zermatt gutes Preis-Leistungs-Verhältnis findet ihr auch, wenn ihr bei Sonnmatten im Stadtzentrum eincheckt. Im Familienhotel wird besonders großer Wert darauf gelegt, dass ihr euch wirklich zu Hause fühlt. Das klappt in den gemütlichen und mit Naturholzmöbeln ausgestatteten Zimmern ganz wunderbar. Super finden wir auch, dass es sich bei Sonnmatten nicht etwa um einen großen Hotelklotz handelt. Insgesamt stehen nur elf Zimmer zur Auswahl.
Im hoteleigenen Restaurant samt Terrasse könnt ihr euch den Bauch mit Kaiserschmarrn, hausgemachten Ravioli und großzügig getoppten Salaten füllen. Oder ihr bucht euch in eines der Apartments mit eigener Küche ein. Besonders sympathisch: Der Hashtag #weloveschnitzel in der Insta-Bio des Hotels.
Die wichtigsten Infos:
- Übernachtung ab 164 €
- im Stadtzentrum von Zermatt
- familiengeführt
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Mehr InformationenAnreise nach Zermatt
Zermatt ist autofrei. Ihr könnt also auch nicht gänzlich mit dem Auto anreisen, und müsst es am Weg hinein ins Tal spätestens in Tesch stehen lassen. Es führt, abgesehen vom Taxi, kein Weg daran vorbei, zumindest die letzten fünf Kilometer auf Schienen zurückzulegen. Das geht aber easy und schnell: Alle 20 Minuten zischt auf der Strecke ein Zug in zwölf Minuten nach Zermatt.
Viel mehr lohnt es sich da, schon früher einzusteigen. Wir haben das zum Beispiel schon ab Chur gemacht und den Panoramazug Glacier Express ausgecheckt. Auf direktem Weg kommt ihr von Zürich in dreieinhalb Stunden auf Schienen nach Zermatt, von Genf oder Basel solltet ihr vier Stunden einplanen.


Skipass-Preise in Zermatt vs. Österreich
Die Kehrseite all dieser Highlights: Zermatt ist teuer – und das durchgehend. Sprich: Vom Skipass über die Unterkunft bis zum Abendessen liegen die Preise über jenen in Österreich.
Mit folgenden (oder höheren) Preisen müsst ihr in der kommenden Skisaison rechnen:
- Zermatt Skipass: ab 88 CHF (ca. 92 €)
- Ski Arlberg: ca. 78 €
- Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn 76 €
- Kitzbühel: ca. 72 €
- Silvretta Arena (Ischgl, Samnaun): 76 €

Lohnt sich also Skifahren in Zermatt?
Klar, die Preise tummeln sich über jenen in Österreich – aber auch die Lifte. Ihr könnt in Zermatt mit einer Schneesicherheit rechnen, die es in keinem anderen Ort der Alpen gibt. Das Skigebiet ist vor allem für geübte Skifahrer*innen ideal – denn mit vielen Ziehwegen oder blauen Pisten müsst ihr euch nicht rumschlagen.
Zur Qualität des Skifahrens: Die Pisten sind außerordentlich gut präpariert und angelegt, die Höhenlage sorgt für Top-Schneeverhältnisse und auch die Querverbindungen und allgemeine Qualität der Lifte sucht in Österreich seinesgleichen. Und dabei bleibt noch unerwähnt, dass das Matterhorn selbst nach mehrmaligem Anschmachten weiterhin absolut in den Bann zieht. In einem autofreien Dorf zu urlauben, hat außerdem etwas für den Skiurlaub ungewohnt entschleunigendes.

Ja, Skifahren in Zermatt ist definitiv teurer, als in Skigebieten in Österreich. Dafür wird euch aber tatsächlich deutlich mehr geboten. Wer das nötige Taschengeld hat, um sich einen Traum zu erfüllen, macht mit diesem Investment fürs Herz nichts falsch. Wir sparen schon mal für unseren nächsten Besuch.