
Wo es in Wien 200 Papageien zu sehen gibt
Am Alsergrund, genauer gesagt im alten Biozentrum bei der Spittelau, leben rund 200 Papageien. Sie werden von der ARGE Papageienschutz betreut, die solche Vögel in Not artgerecht unterbringt und sich um sie kümmert. Lest mehr über öffentliche Touren im Zentrum, die Tiere selbst und warum der Verein dringend eine neue Bleibe sucht.
Jaja, auch Graupapageien werden älter. So wie Xaver und Jaqui, die im Zentrum der ARGE Papageienschutz leben und schon viele Jahre glücklich zusammen sind. Jaqui sieht aber leider nicht mehr so gut, was unpraktisch ist: Graupapageien wollen nicht den ganzen Tag am Boden rumhocken, sie klettern zum Beispiel auch gern – und zu Futter und Wasser müssen sie ja auch irgendwie gelangen. Zum Glück ist Partner Xaver aufmerksam und so haben die beiden eine eigene Methode entwickelt: Xaver geht vor und pfeift ihr den Weg vor, während Jaqui den Lauten folgen kann.
Freitag ist Papageien-Besuchstag
Solche und viele weitere Stories erzählt uns ein Guide bei einer öffentlichen und kostenlosen Tour durch das Schutzzentrum der ARGE Papageienschutz in der alten WU im 9. Bezirk, die jeden Freitag von 14 bis 17 Uhr stattfinden. In großen, ehemaligen Gewächshäusern finden heute Papageien Unterschlupf, die Hilfe brauchen. Wie sie hierherkommen? Zum Beispiel, weil Besitzer*innen nicht (mehr) für sie sorgen können, sie als Schmuggelgut beschlagnahmt wurden oder die Tiere wegen nicht-artgerechter Haltung abgenommen werden mussten.

Papageien-Fund mitten in Wien
Manche der Vögel werden auch gefunden oder fliegen dem Zentrum quasi zu, so wie Kommissar Heinrich. Der Nymphensittich landete plötzlich auf der Schulter eines Polizisten, der mit drei Kolleg*innen gerade unweit der Spittelau auf Streife unterwegs war. Glücklicherweise kannten sie das Zentrum im 9. Bezirk schon, das Papageien in Wien beherbergt. Unter einiger Anstrengung brachten die Ordnungshüter*innen den Vogel dorthin und tauften ihn dementsprechend Kommissar Heinrich. Funfact: „Heinrich“ entpuppte sich bald als Weibchen.

Vögel, so intelligent wie Kleinkinder
Papageien sind schlaue Tiere, ihre Intelligenz ist mit der eines Kleinkindes vergleichbar. Außerdem sind sie sehr sozial und leben meist in monogamen Beziehungen. All das macht es zu einer echten Herausforderung, wenn Menschen diese Wildtiere als Haustiere halten – im Grunde müsste man manche Arten in Gruppen von sechs bis acht Vögeln halten – je mehr, desto besser. Je nach Gattung werden Papageien übrigens zwischen 40 und 60 Jahre alt. Ah, und ziemlich laut sind die Tiere auch. Pflegeleicht geht halt echt anders!
Zu laut für die Nachbarschaft
Ihre lauten Organe waren auch der Grund, warum der dunkelrote Ara Carlos mit seiner Partnerin ans Papageienschutzzentrum übergeben werden musste: Die zwei waren in einem Privathaushalt gehalten worden, aber Nachbar*innen hatten sich dort wegen der Lautstärke der Papageien beschwert. Im Papageienschutzzentrum hatte Carlos nun Kontakt mit mehreren Papageien, so lernte er etwa Ares kennen. Turns out: Carlos ist queer, er verließ seine langjährige Partnerin (, die mittlerweile ihr Glück mit einem anderen Papagei gefunden hat; Namen der Redaktion bekannt). Seither lebt Carlos glücklich mit Ares zusammen.

Diese Story passt so gut zum Papageienschutzzentrum, weil es ursprünglich als „Tinder für Papageien“ (Zitat Tour-Guide im Zentrum) gegründet wurde. Weil die Tiere eben nicht allein gehalten werden sollten, war die Grundidee, Solo-Vögel mit Partner*innen zu verkuppeln. Auf diese Weise wurde für Gründerin Nadja Ziegler aber immer klarer, dass die Tiere mehr Hilfe brauchen und diese Dienstleistung allein in Österreich nicht ausreicht.
Warum die ARGE Papageienschutz nötig ist
Viele Besitzer*innen wollten oder mussten Tiere abgeben, es gab aber keine spezialisierten Anlaufstellen für sie. Es braucht zur artgerechten Haltung zum Beispiel große Käfige, sogenannte Voliere, in denen die Tiere fliegen können – da benötigt man sehr viel Platz. Auch in ihre Herkunftsländer kann man die zum Beispiel in Wien groß gezogenen Papageien nicht zurückschicken, weil sie dort kaum überleben oder sogar ortsunübliche, gefährliche Krankheiten einschleppen könnten.
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Neue Bleibe dringend gesucht
Daher kümmert sich das Papageienschutzzentrum seit 1995 um Vögel in Not, seither ist die Organisation stetig gewachsen. Zurzeit leben rund 200 Papageien in den Glashäusern des Biozentrums am Alsergrund. Da der Verein keine staatlichen Förderungen erhält, sind die Mitglieder kreativ: Sie veranstalten unter anderem regelmäßig Flohmärkte, im Winter gibt’s saisonal angemessen einen Punschstand. So schaut Papageien-Hilfe in Wien aus! Aktuelle Events könnt ihr im Kalender des Vereins nachschauen.
Jeden Freitag könnt ihr außerdem – so wie wir – eine kostenlose Tour durchs Papageienschutzzentrum machen und dabei allerhand über die bunten Vögel lernen. Aber nicht mehr lange: Bis Ende 2025 muss die ARGE Papageienschutz den Alsergrund schneller als gedacht verlassen, weil die alte WU bald sukzessive abgerissen wird. Nun ist der Verein unter Hochdruck auf der Suche nach einer neuen Bleibe, die Zeit wird dabei langsam knapp. Zwar gibt es ein mögliches, neues Quartier in Simmering, allerdings ist dort noch nix fix und die Verhandlungen laufen.
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Mehr InformationenWie ihr den Wiener Papageien helfen könnt
Wer von euch der ARGE Papageienschutz unter die Arme greifen will, kann das mit einer Spende oder Patenschaft tun – oder mit ehrenamtlicher Mitarbeit im Verein. Beides ist dort in unsicheren Zeiten sehr willkommen! Vögel wie Xaver, Jaqueline, Kommissar Heinrich, Ares und viele mehr werden es euch danken.
Die wichtigsten Infos:
- Glashaus, Augasse 2/6, Aufgang gegenüber Augasse 13, 1090
- Führungen jeden Freitag von 14 bis 17 Uhr
- Regelmäßig Events wie Flohmärkte, Bastelworkshops, Punschstände
- Spenden und Mitarbeit im Verein willkommen