
Auf ein Plauscherl mit Valerie Huber: „Lieber JOMO als FOMO“
Schauspielerin, Autorin und Aktivistin Valerie Huber über Achtsamkeit, ihr neues Buch „FOMO Sapiens“ – und warum Wien einfach die beste Stadt ist. Plus: Ihre persönlichen Lieblingsplätze!

Schauspielerin, Aktivistin, Autorin – und Mensch mit sehr vielen Fragen: Valerie Huber hat mit „FOMO Sapiens“ ein Buch geschrieben, das sich kluge Gedanken macht über Social Media, Konsum, Kinderkriegen, Kapitalismus. Uns erzählt sie, warum sie Social Media gerne fastet, weshalb ein grantiger Kellner für sie zum echten Wiener Café dazugehört und wie sie versucht, das Leben wirklich zu spüren.
Debütroman: „Außen TikTok, innen Tiefgang“
„Ich habe immer schon gern geschrieben. Schon in der Schule war Deutsch mein Lieblingsfach“, erzählt Valerie Huber. Die Idee zu einem Buch begleitete sie lange – bis zwei Verlage gleichzeitig anfragten. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
„FOMO Sapiens“ heißt ihr Debüt – ein bunter Essayband über Fragen, die unter die Haut gehen: „Kann man heute noch Kinder bekommen, ohne schlechtes Gewissen? Wie sehr sind wir eigentlich schon von der Realität entfremdet? Und wie kommen wir da wieder raus?“
Die Antworten? Kommen in Häppchen – inspiriert von Social Media. „Ich wollte, dass junge Leute sich mit schweren Themen beschäftigen – aber nicht in Bleiwüsten. Deshalb sind die Kapitel kurz, bunt, knackig. Außen TikTok, innen Tiefgang.“
„FOMO ist ein Geschäftsmodell“
Für Valerie ist FOMO (Fear of Missing Out) keine persönliche Schwäche, sondern ein Produkt der Konsumgesellschaft: „Unsere Angst, etwas zu verpassen, wird ganz bewusst befeuert – durch Werbung, Social Media, Vergleichskultur. Es wird eine Lücke erzeugt, die wir mit Dingen füllen sollen.“
Doch anstatt ständig allem hinterherzurennen, predigt Valerie das Gegenteil: JOMO – Joy of Missing Out. „Es ist okay, nicht dabei zu sein. Es ist sogar schön. Wenn ich im Wald bin, habe ich kein Bedürfnis zu scrollen. Ich bin da. Und das reicht.“
Digital Detox, Ayurveda & eine Prise Leichtsinn
Aber wie schafft man das – raus aus der Social-Media-Schleife? Valerie lacht.
„Ich muss mich zwingen! Seit der Fastenzeit hab ich mein Insta-Limit: erst ab 16 Uhr, nur 20 Minuten. Und das Leben ist – no joke – seitdem schöner.“
Was hilft? Natur, Yoga, gutes Essen, Meditation. „Ich war gerade in einem Ayurveda-Hotel, drei Stunden Yoga am Tag – ein Traum.“ Und: Handarbeit. „Etwas mit den Händen tun bringt dich raus aus dem Kopf. Weg vom Denken, rein ins Spüren.“
Natürlich ist Valerie sich bewusst, dass Achtsamkeit längst zur Marketingfloskel geworden ist. „Ich bin keine, die im Leinengewand rumrennt und andere belehren will. Aber ich merke: Für mich ist es wichtig. Und wenn’s echt ist, merkt man’s. Alles andere ist halt wieder mal nur Show.“
Sie ist kritisch mit dem Selfcare-Hype – „oft nur Ego-Kapitalismus in schön“ –, plädiert aber für mehr Solidarität: „Wir müssen uns fragen: Wie geht’s den anderen? Nicht nur: Was brauche ich noch für mein Moodboard?“

„Wien ist und bleibt die beste Stadt“
Trotz aller Weltläufigkeit ist Valerie eine bekennende Wien-Liebhaberin. „Ich war viel unterwegs – Afrika, Amerika, Berlin – aber Wien ist und bleibt die beste Stadt.“ Warum? „Weil sie toll ist und hier alles funktioniert. Öffis, Grünflächen, Architektur – und ein Hauch Grant. Ich liebe es!“
Heimat ist für die Schauspielerin übrigens überall, wo ihre Eltern sind: „Das klingt vielleicht kitschig, aber es ist echt so. Wir sind viel umgezogen und das hat uns zusammengeschweißt. Wir waren immer so eine starke Einheit, darum fühlt sich das immer wie zu Hause an.“
Dennoch ist Wien für die Schauspielerin, die beruflich viel unterwegs ist, zur Heimat geworden. „Heimat ist ein Gefühl. Und ich habe das Glück, ich fühle mich sehr schnell eigentlich überall sehr wohl.“
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Lieblingsplätze in Wien
Auf die Frage, wie die Schauspielerin einen freien Tag im Sommer in Wien verbringt, weiß sie auch eine Antwort: „Ich würde eine Runde im Stadtpark oder im Prater laufen gehen, dann Frühstück am Rochusmarkt und danach würde ich mich ins Schönbrunner Schwimmbad legen, statt Pommes Feta-Salat bestellen und abends dann in eine nette Pizzeria gehen. Ich lieb die Pizza Mari im zweiten Bezirk zum Beispiel.“
Zeit als wahrer Luxus
„Zeit ist der einzige wahre Luxus“, sagt Valerie. „Alles andere – Taschen, Reisen, Möbel – kannst du ersetzen. Zeit nicht.“ Deshalb will sie künftig weniger hetzen, weniger leisten, mehr leben.
„Ich war fünf Minuten zu spät bei einem Termin – aber ich bin durch den Prater gegangen. Das war es wert. Die Welt dreht sich weiter. Aber ich dreh mich halt langsamer. Und bewusster.“