
Reisehunger Berlin: Welche Anreise lohnt sich für einen Besuch im sphere wirklich?
Es gibt Trips, da kommt man an einem Food-Spot vorbei, der die ganze Reise überschattet. Ein Ort, der so außergewöhnlich ist, dass sich die Anreise für ihn alleine lohnen würde. Die Frage ist nur, von wo? Wir testen besondere Food-Spots in Europa und bewerten, wie viele Kilometer Anreise wir für sie auf uns nehmen würden.

Berliner*innen und Kurz-Urlauber*innen in der deutschen Hauptstadt haben eines gemeinsam: Sie alle wissen, wo sich dieses Restaurant befindet. Auf dem Standard-Wochenendprogramm in Berlin aber stand ein Besuch darin noch nicht. Bisher. Denn Tim Raue hat das sphere im Fernsehturm Anfang Juni übernommen – und ordentlich umgekrempelt. Ich habe mir angeschaut, wie gut das funktioniert hat.

Wie das sphere überrascht
Während ich in meinen sechs Jahren Berlin davor nur einmal auf dem Fernsehturm war, bin ich mir jetzt sicher: Ein Abendessen im sphere gehört nicht nur zu jedem guten Berlin-Besuch dazu, sondern sollte auch bei allen Locals auf der To-do-Liste stehen.
Ja, der Ausblick ist schon wirklich unfassbar. Das Ambiente überraschend nett und stilistisch an die 60er-Jahre angelehnt. Was wirklich überrascht ist, wie gekonnt und bescheiden an diesem Touri-Hotspot Berliner Stadtgeschichte über Kulinarik erzählt wird. Dass mit Tim Raue ein Berliner hinter dem Menü im höchsten Restaurant der Stadt steht, ist kaum zu überschmecken. Seine Küchen-Magier*innen zaubern hier Klassiker wie Königsberger Klopse, Soljanka und Oma Gerdas Eisbein.

Was ich so noch nie gegessen habe
Teil des mit 45 Euro für drei Gänge sehr preiswerten veganen Menüs ist die Vorspeise aus marinierter Rote Beete, die mit Blattsalate, Haselnuss und Trüffelmayonnaise daherkommen. Für mich als Feindin von Beeten jeder Art eigentlich schwierig – aber Tim Raue bekommt es mit dem gekonnten Zusammenspiel der Konsistenzen hin, mich zu überzeugen.
Generell zieht sich der Faden der vielseitigen und aufeinander abgestimmten Konsistenzen durch jede der aufgetischten Speisen. Die vergleichsweise niedrigen Preise, in denen auch der Lift nach oben schon inkludiert ist, lassen darauf schließen, dass die verwendeten Zutaten preiswert daherkommen müssten. Deshalb geschmacklich nicht auf Key Pieces, sondern ein gutes Zusammenspiel aller Komponenten des Tellers zu achten, finde ich smart.
So smart, dass mir sogar die Soljanka ausgezeichnet schmeckt. Und auch der legendäre Shrimpscocktail aus dem KaDeWe macht sich auf 207 Metern fast noch besser, als im Westen.

Was neben dem Essen spannend ist
Eine weitere Überraschung: Die Weinbegleitung finde ich wirklich exzellent. Es werden durchaus spannende Tropfen serviert – das einzige Getränk der Karte, dass aber tatsächlich aus Berlin kommt, ist das Bier von BRLO, dass hier frisch gezapft ins Glas fließt.
Das sphere ist definitiv keine Touri-Falle, sondern eines der besten Restaurants der Stadt, wenn man Berlin auch kulinarisch wirklich kennenlernen und einen besonderen Abend erleben will. Zum Glück hat der Service alle Hände voll zu tun, sodass ihr ziemlich wahrscheinlich reichlich Zeit haben werdet, um ein paar Runden in dem sich drehenden Restaurant zu machen und Berlin aus jedem Winkel von oben zu bewundern.

Das Reisehunger-Fazit
- Zeit bis zum ersten Getränk: 5 Minuten
- Wie weit würde ich für das sphere fahren: 310 km
- Preis: 4-Gang-Menü für 125 €

So funktioniert Reisehunger
Bei Reisehunger testen wir die außergewöhnlichsten Food-Spots in Europa – und zwar, indem wir bewerten, wie lange wir dafür anreisen würden. Die Kilometer-Anzahl gibt also die Länge an, die wir nach dem Essen wieder nach Hause zurückfahren und zufrieden auf den Ausflug schauen würden. Denn manchmal ist eine Food-Experience einfach so gut, dass sich die Anreise alleine dafür lohnen würde.
Wir wurden vom sphere für diesen Artikel nicht bezahlt und geben unsere ehrliche Meinung wieder.