
Raunzen & Reisen: Österreicher*innen im Ausland
Wir lieben Reisen, und ganz ehrlich: Wir lieben auch Raunzen. Weil beides wunderschön sein kann, teilen wir hier schamlos unsere Gedanken und lassen euch diesmal an DEM obligatorischen Gespräch in jedem Urlaub als Österreicher*in teilhaben. Denn die Mundwinkel unserer Redakteurin Sonja können sich dazu einfach nicht mehr nach oben bewegen. Hier erklärt sie, warum.


„Glaubst du, dass es jemals aufhört?“ frage ich meine Freundin am Strand von Indonesien. „Glaubst du, wird auf Reisen jemals ein Tag vergehen, an dem ich niemandem erklären muss, dass ich noch nie ein Känguru gesehen habe?“
Ihre niederschmetternde Einschätzung kommt binnen Sekunden und ohne einen Zweifel: „Nein“. Und nur eine halbe Stunde später erklären wir am Strand-Standl wieder, dass wir nicht aus Australien sind. Im Ausland Österreicherin zu sein, ist kein leichtes Los.
Österreichische Reise-Joker
Dafür haben Österreicher*innen gleich mehrere Joker, die etwa deutsche Touris nicht so einfach ziehen können. Man möge fast meinen, im Staatsvertrag sei der Grundsatz „We are family“ festgehalten, stößt man außerhalb Europas auf ein österreichisches Wörtchen.
Schon mehrere denkwürdige Begegnungen sind genau so entstanden: Während „Du bist auch aus Österreich?“ für uns zumindest der obligatorische Beginn eines Gesprächs, und regelmäßig für eine übermäßig tiefe Freundschaft in kurzer Zeit ist, finden deutsche es nicht wirklich revolutionär, beim Frühstück selbst in Indonesien neben einem Landsmann oder einer Landsfrau zu sitzen.
Außerdem ist es auch einfach ein wenig mysteriös, aus einem Vielen gänzlich unbekannten Land zu kommen. Bin ich mit einer Gruppe deutschsprachiger (und dementsprechend eigentlich immer ausschließlich Deutscher) unterwegs und man überinterpretiert unser Verhalten, sieht uns als eine kongruente Gruppe samt passender Schublade, können wir Ösis uns immer im richtigen Moment heraustreten und uns abgrenzen. „Ich bin ja nicht deutsch, mich betrifft das nicht.“ Die Lizenz für Pick me Girls und Boys quasi Geburtsausweis.
Warum Kängurus?
Trotzdem: Die Vorstellung, wie oft ich in meinem Leben noch das immer gleiche Gespräch über Kängurus führen muss, versetzt mich in Verzweiflung. Ich kann dabei nicht mehr milde lächeln und so tun, als wäre die Person die Erste, die meine Herkunft in Ozeanien vermutet. Obendrein habe ich Fragen: Warum sind Kängurus in Bezug auf Australien so überrepräsentiert? Warum fragt mich niemand nach den Krokodilen, Vogelspinnen oder Stränden „in meinem Land“?
Warum sind Kängurus in Bezug auf Australien so überrepräsentiert?
SOnja Koller
Australien scheint das einzige Land der Welt zu sein, in dem man so konsequent nach einem Tier gefragt wird. Aber warum interessiert sich niemand für australische Koalas oder die deutlich spannenderen Wombats? Werden Südafrikaner*innen stets nach Pinguinen in ihrem Land befragt? Norweger nach Elchen? Wie haben Kängurus es zu so einer Faszination geschafft?
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Mehr InformationenMein Lösungsvorschlag
Der vielleicht einzige Lösungsvorschlag, bei dem ich mich vom türkischen Autokraten Recep Tayyip Erdoğan inspirieren lasse: Wie wäre es mit einer kleinen Namensänderung auf Englisch? Ganz ehrlich: 170 der 194 Länder würde es vermutlich nicht auffallen.
In dem Zuge könnte man sich gleich einen Namen durch den Kopf gehen lassen, der im Alphabet und auch sonst etwas näher an der deutschen Version von Österreich dran ist – aber Gott bewahre, bitte ohne Sonderzeichen. Wie wäre es denn – um der Aussprache der allermeisten Ösis am Ausland nachzufolgen – mit Ostria?