
Lesen im Sommer: 6 Buchtipps für deinen Urlaub am Strand
Ob du nun im Sommer am Strand liegst oder ein paar Tage in einem skandinavischen Bootshaus am Fjord verbringst, ob du dich nach einer Wanderung auf einer Almhütte ausruhst oder bald auf einem Roadtrip in Australien unterwegs bist: Lesen geht immer. Aber was ist das richtige Büchlein für das Meer, die Schiffsfahrt oder den Städtetrip? Wir haben 6 erlesene Tipps aus der Redaktion für dich gesammelt!
Malibu Orange – Ulrike Haidacher
Wann hast du das letzte Mal einen Malibu Orange bestellt? Schon länger her? Dann geht’s dir wie dem Autor dieser Zeilen. Aber auch bei einer gewissen Malibu-Orange-Abstinenz brauchst du dich vom Titel nicht abschrecken zu lassen. Das Buch von Ulrike Haidacher schmeckt leicht bitter-süßlich, geht dabei aber sehr gut runter.
Darum geht’s:
Die Protagonistin kehrt nach Jahren in der Großstadt in ihr österreichisches Heimatdorf zurück, nachdem sie ein Burnout hatte. Dort erlebt sie eine Reunion mit ihrer besten Freundin Magda aus Jugendzeiten, die dort geblieben ist. Früher gingen sie und Magda durch dick und dünn – außerdem tranken sie gemeinsam künstlich-fruchtige Malibu Orange in der Dorfdisco.
Aber jetzt, da die Ich-Erzählerin nach Jahren zurückkehrt, stellt Magda plötzlich ihren neuen Freund vor: Volker. Volker ist aber eher, ääähm eher anstrengend – und hat bald gravierenden Einfluss auf Magda. Letztlich ziehen die beiden sogar auf einen schwer renovierungsbedürftigen Bergbauernhof ohne Funknetz, den sie selbst sanieren wollen – ohne dass wer der Zwei richtig handwerken kann. Wie reagiert eine*r als ehemaliger Bestie also: Um die Freundschaft kämpfen oder ziehen lassen?
Unser Fazit:
Ideale Lektüre für Landkinder, die nach Wien gekommen sind – da gibt’s viele humorvolle Anekdoten zum Connecten! Beim Lesen kannst du das Odeur von Malibu Orange früherer Dorffeste förmlich riechen. Gleichzeitig hat die Story einen gewissen Tiefgang, der das Herz nicht kaltlässt.
Die wichtigsten Infos:
- Hardcover
- Umfang: 224 Seiten
- Preis: 25,50 €

Faule Kredite – Petros Markaris
Das ist eigentlich kein einzelner Buchtipp, sondern die Empfehlung einer ganzen Reihe – gerade für Krimi-Liebhaber*innen. Denn der Grieche Petros Markaris hat mit Kostas Charitos einen Ermittler erschaffen, der knifflige Fälle in Athen löst. Dabei pflegt er nicht nur einen angenehmen, leicht lesbaren Schreibstil, sondern serviert den Leser*innen einen selbstironischen Einblick in das Alltagsleben in Griechenland – aber weg von Klischees.
Darum geht’s:
„Faule Kredite“ spielt zur Zeit der Finanzkrise (ab 2008), als es der griechischen Wirtschaft sehr schlecht geht und die Menschen mehr und mehr darunter leiden: so auch die Familie von Kommissar Kostas Charitos. Die hat sich zum Beispiel gerade ein neues Auto angeschafft und weiß jetzt nicht, wie sie die Raten abstottern soll – gleichzeitig werden wegen des griechischen Sparkurses Zulagen für Beamte gestrichen, was natürlich auch Kostas trifft.
Als dann noch zwei Bankiers brutal ermordet (=enthauptet) werden, muss der Kommissar die Fälle aufklären. Dabei steht er auch Polizei-intern unter Druck, weil einzige Instanzen über ihn – dem zuständigen Minister inklusive – einen Terroranschlag vermuten (wollen). Kostas glaubt hingegen, es sei alles die Tat eines „normalen“ Kriminellen, der eben aus persönlichen Gründen ein Hühnchen mit den Bankiers zu rupfen hatte. Aber zu diesem Zeitpunkt sind viele Bewohner*innen Griechenlands nicht so gut auf die Banken zu sprechen. Wer könnte es also gewesen sein?
Unser Fazit:
Eine flüssig zu lesende Lektüre, überhaupt wenn du zum Beispiel gerade zufällig in Griechenland am Strand liegst. Dabei ist der Plot unterhaltsam und gleichzeitig bekommen Leser*innen authentische Einblicke ins Alltagsleben einer griechischen Mittelstands-Familie. Für jene, die länger im Urlaub sind, gibt’s außerdem mehrere Teile dieser Krimi-Reihe. Unser heißer Sommer-Buchtipp für Krimifans!
Die wichtigsten Infos:
- Taschenbuch
- Umfang: 400 Seiten
- Preis: 15 €

Iowa – Stefanie Sargnagel
Okay, okay, den Titel haben die Buchfans unter euch fix längstens mitbekommen – nominiert für den deutschen Buchpreis 2024, viel besprochen im Feuilleton, kennen viele schon. Aber in den USA passiert halt gerade so viel, dass die geneigten Europäer*innen schon gern besser verstehen möchten, was in dem Land eigentlich los ist. „Iowa“ von Stefanie Sargnagel gibt ein paar Einblicke, ohne irgendwie zu deprimierend zu werden.
Darum geht’s:
Stefanie Sargnagel zieht es gemeinsam mit Musiklegende Christiane Rösinger in eine Kleinstadt in den ländlichen US-Bundesstaat Iowa. Dort soll sie an einem College kreatives Schreiben unterrichten.
Sargnagel schildert in dem persönlichen Reisebericht ihre Eindrücke zwischen überdimensionalen Walmarts und Elite-Uni, zwischen Amish People, woken Studis und so raubeinigen wie herzlichen Kleinstadt-Bewohner*innen. Gleichzeitig geht es auch um den Trip zweier Freundinnen, die sich mal mehr, mal weniger auf die Nerven gehen – letztlich jedoch eine sehr innige Beziehung pflegen und die neuartigen Umgebung in den Staaten erkunden: von ungenießbarem Kaffee und Essen über den Besuch von Ramschländen mit kitschigen Souvenirs bis zu nächtlichen Barbesuchen im Kleinstadt-Pub. Wholesome!
Unser Fazit:
Wer die USA verstehen will, versteht es nach dem Buch natürlich noch immer nicht. Aber es gibt ein paar spannende Einblicke, und der Schreibstil von Sargnagel in ihrer direkten Art sorgt für ein oft belustigendes Leseerlebnis.
Die wichtigsten Infos:
- Taschenbuch
- Umfang: 304 Seiten
- Preis: 15 €

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Das achte Leben (Für Brilka) – Nino Haratischwili
Dieser Buchtipp für den Sommer ist einer für Vielleser*innen: Das gute Stück hat immerhin mehr als 1200 Seiten. Nich nur deshalb darf es sich ein Jahrhundertroman nennen, immerhin beschreibt die 1983 in Tiflis geborene Autorin Nino Haratischwili in der Familiensage die Geschichte von gleich sechs Generationen von Frauen durch das 20. Jahrhundert hindurch.
Darum geht’s:
Puuuuh! Schwierig, das knapp zusammenzufassen. Das Buch gliedert sich in 8 Kapitel („Bücher“), die eigentlich über Jahrzehnte hinweg die Geschichten vieler Personen erzählen.
Das hat was von einer Lektion in georgischer und sowjetischer Geschichte, allerdings entlang von mehreren Menschen lebendig erzählt und greifbar gemacht. Dabei wird’s natürlich oft ziemlich arg, weil in den ganzen (Kriegs-)wirren des Jahrhunderts natürlich auch sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch auf vielen Ebenen thematisiert werden.
Unser Fazit:
Jetzt nicht so der easy-going Wohlfühl-Roman. Aber für Leser*innen, die sich für den Kaukasus und vor allem Georgien interessieren und die dicken Historienromane etwas abgewinnen können, ist dieses Buch hervorragender Stoff. Und so ein Sommer dauert ja eh ein paar Monate, da bekommst du schon ein paar Seiten weiter.
Die wichtigsten Infos:
- Taschenbuch (wiegt zirka 1 Kilo)
- Umfang: 1280 Seiten
- Preis: 22,99 €

Die Stadt ohne Juden – Hugo Bettauer
Wir bleiben bei historischen Stoffen, dieses Mal aber in Wien: Hier hat der Schriftsteller und Journalist Hugo Bettauer 1922 den Roman „Die Stadt ohne Juden“ geschrieben. Es ist eine Novelle, die wenig später auch verfilmt wurde – Bettauer selbst wurde 1925 von Otto Rothstock in seiner Redaktion erschossen. Es war ein rechtsextremes Attentat. Das Buch mit seiner zeitlosen, humanen Botschaft hat überlebt.
Darum geht’s:
Das Werk spielt komplett im Wien der 1920er-Jahre. Ein fanatischer christlichsozialer Politiker und Antisemit wird in Österreich zum Bundeskanzler und bringt ein Gesetz durch, weshalb alle Jüd*innen das Land verlassen müssen. Nachdem viele Österreicher*innen am Anfang begeistert davon sind und es im Land auch wirtschaftlich kurz bergauf geht, schlägt die Situation rasch um: Wien wird plötzlich zu einem klischeehaften, einfältigen Dorf.
Kaffeehäuser werden so etwa zu Stehbierhallen umfunktioniert und nur noch Würstchen verkauft, außerdem laufen die Wiener*innen mangels Alternativen in Dirndlkleidern und Lodenanzügen herum. Zusätzlich verarmen die Leute, sodass die Stimmung umschlägt und sich viele die Jüd*innen oder zumindest die Zeit vor dem Gesetz bald wieder zurückwünschen.
Beschrieben wird das alles aus Sicht des Protagonisten Leo Strakosch, der mit gefälschten Papieren inkognito aus Paris nach Wien zurückkommt. Er wurde durch das Gesetz von seiner christlichen Partnerin getrennt und arbeitet nun listenreich daran, dass die offizielle Rückkehr aller Jüd*innen nach Wien möglich wird und der Nationalrat das Gesetz zurücknimmt.
Unser Fazit:
Ein schnell lesbarer, (leider) zeitlos aktueller Roman – aber mit einer Prise Humor und Happy End. Gut geeignet für dich, wenn du eine kurze Lektüre für deinen Rucksack brauchst und die Lesestunden dabei politisch, aber unterhaltsam angehen möchtest.
Die wichtigsten Infos:
- Hardcover
- Umfang: 150 Seiten
- Preis: 24 €

Julia – Sandra Newman
Es gibt ein paar Klassiker, die viele von uns schon in der Schule gelesen (oder davon gehört; oder den Film davon gesehen) haben – so wie „1984“ von George Orwell. Was bei diesen ehrwürdigen Schinken aber oft ein schierer Fakt ist: Die haben fast alle Männer geschrieben und auch Protagonisten sind deutlich überproportional oft männlich. Daher hat sich die amerikanische Schriftstellerin Sandra Newman 1984 gaaanz genau angeschaut und den berühmten Roman neu geschrieben. Ihr Buch heißt „Julia“ – und die Geschichte darin wird komplett aus Sicht der Maschinistin Julia erzählt, die sich bei Orwells Originalfassung in dessen Protagonisten Winston verliebt.
Darum geht’s:
Das Buch spielt 1984, wobei der Plot frei nach Orwell von einer alternativen Geschichtsschreibung ausgeht. Die Welt ist in die drei großen Machtblöcke Ozeanien, Eurasien und Ostasien aufgeteilt, die sich wechselseitig immer wieder bekriegen. Julia lebt in Ozeanien, im heutigen England, das diktatorisch vom „Big Brother“ und seiner Partei beherrscht wird.
Julia lebt in einem Frauenheim, geht ihrer Arbeit im Wahrheitsministerium nach und versucht gewitzt, im totalitären Überwachungssystem des Staates über die Runden zu kommen. Bis sie eine Liaison mit ihrem Arbeitskollegen Winston eingeht, der als eher mürrischer, eigenwilliger Kautz beschrieben wird. Da solche Beziehungen eigentlich verboten sind, gerät auch Julia dadurch bald in die Bredouille.
Unser Fazit:
Eine interessante Möglichkeit, wenn du mal einen Klassiker lesen möchtest, ohne den Klassiker zu lesen. Das Buch nimmt eine spannende Perspektive ein, bietet dadurch für Kenner*innen des Originals ein paar Aha-Momente und ist gleichzeitig eng genug an der „alten“ Handlung geschrieben, dass das Flair von Orwells Urspungsstory nicht verloren geht. Nur das Ende weicht doch stark von der Originalversion ab und liest sich unvermittelt sehr optimistisch – Geschmacksache, ob eine im Kern eben doch orwellschen Dystopie so was braucht. Aber hey, das ist ein Buchtipp für den Sommer, da darf dein Ausblick auch etwas sonniger sein.
Die wichtigsten Infos:
- Hardcover
- Umfang: 448 Seiten
- Preis: 24 €
