
Tischgeflüster #1: Merve Deprem von The Garden, Budapest
Zu Tisch, bitte. Bei Tischgeflüster treffen wir uns mit Locals aus aller Welt auf einen Plausch, um für euch die besten Tipps aus erster Hand zu bekommen. Dabei stammen unsere Gesprächspartner*innen aus der Gastro- oder Hotelszene und sind in der jeweiligen Stadt bzw. Region bestens vernetzt. Dieses Mal sprechen wir mit Merve Deprem vom Restaurant The Garden in Budapest über ihre liebste Rooftop Bar, die Brunch-Szene und türkische Einflüsse.


Das Brunch-Lokal The Garden ist aus der Gastro-Szene Budapests nicht mehr wegzudenken. Was 2020 als kleines Projekt mit verschiedenen Kollaborationen gestartet hat, ist mittlerweile ein Go-to-Spot für Locals wie Tourist*innen, wenn es um Frühstück mit Twist geht. Der Twist? Türkische Küche.
Inhaberin Merve Deprem lässt hier ihre Istanbuler Wurzeln einfließen – sowohl in die Gerichte, mit denen sie aufgewachsen ist, als auch in puncto Gastfreundschaft. Seit kurzer Zeit gehört zum The Garden auch eine kleine Schwester, Pebbles, die das Lokal abends in eine Naturweinbar mit Sharing-Gerichten verwandelt. Beide Konzepte kommen rein vegetarisch oder vegan daher – und überraschen bei jedem Biss.
I grew up in a crowded family, where everything happens around the table. We fight around the table, we celebrate around the table, we cry around the table, we love around the table. Food is like a medium for us: If there is a topic to discuss, we wait until the food is there.
Merve Deprem
Wir haben Merve in ihrem Restaurant getroffen und nach ihren Geheimtipps für Budapest gefragt. Das Gespräch wurde auf Englisch geführt und anschließend übersetzt – im Sinne der Persönlichkeit finden sich einige Zitate aber im Original. Am Ende des Artikels findet ihr die persönlichen Budapest-Highlights von Merve zudem in einer Liste zusammengefasst.


1000things Magazine: Was macht Budapest für dich aus?
Merve Deprem: Obwohl es eine kleine Stadt ist – und wenn ich das sage, spreche ich im Vergleich zu meiner Heimat Istanbul, in der 25 Millionen Menschen leben –, ist sie sehr kosmopolitisch. Gleichzeitig hat man aber seinen „personal space“. Hier kommt es nicht darauf an, welcher sozialen Gruppe du angehörst, die Stadt versorgt dich mit allem. Wer essen gehen will, findet ein breites Angebot, für Spaß in der Stadt ist auch gesorgt.
Ich bin vor zehn Jahren hergezogen und wenn ich das damalige Budapest mit heute vergleiche, bemerke ich einen wahnsinnigen Unterschied. Das liegt unter anderem an den vielen Tourist*innen, Studierenden und Expats – du kannst jederzeit in die verschiedensten Kulturen eintauchen. Es ist einfach super lebendig, aber man findet auch Orte mitten in der Stadt, an denen man super abschalten kann.
Wir sind gestern durch die Stadt spaziert und haben uns an manchen Ecken wie auf einem Dorf gefühlt.
Ja, das ist in Budapest wirklich schön und unaufgeregt. Du kannst du selbst sein und es interessiert niemanden, was du tust oder trägst. Ich mag das sehr.
Was tut sich gerade so an frischem Wind?
Wenn Menschen in eine Stadt kommen, um dort zu leben, bringen sie ihre eigene Kultur mit. Das trägt auch zur Entwicklung der Stadt bei.
Ein Beispiel: Die Gastronomieszene in Budapest hat sich in den vergangenen zehn Jahren drastisch verändert. Als ich her kam, gab es kaum Brunch-Lokale. Das Konzept eines Brunchs bestand aus einem Croissant, Kaffee und Orangensaft. Inzwischen sprießt ein Brunch-Lokal nach dem anderen aus dem Boden. Durch den Wettbewerb entwickelt sich das gesamte Angebot in eine qualitativ hochwertigere Richtung.
Was muss man in Budapest unbedingt gesehen haben?
Der schönste Ort der Stadt ist für mich der Gellértberg-Wasserfall. Er ist wunderschön und ich gehe dorthin, wenn mir alles zu viel ist. Besonders im Herbst färben sich die Bäume rund um den Wasserfall in dieses intensive rot – es ist wie Musik für die Augen. Jedes Mal, wenn ich das sehe, bin ich total überwältigt.
Was ist in deinen Augen komplett überschätzt?
Ich würde sagen, das Széchenyi-Bad. Es gibt in Budapest wirklich schöne Bäder, und das Széchenyi-Bad ist das am meisten überschätzte. Es ist super berühmt und oft überfüllt – man kann es nicht wirklich genießen, wenn man dort ist. Dadurch verliert es an Charme.

Wo gibt es den besten Kaffee der Stadt?
Kern Collective! Die machen mit großer Leidenschaft wirklich hochwertigen, handwerklich hergestellten Kaffee. Man merkt bei jedem Schluck, dass sie Kaffee lieben.
Wo trifft man dich auf einen Drink?
Die Frage ist schwer zu beantworten, weil ich nur Naturwein trinke und keine Cocktails. Normalerweise gehe ich ins Marlou, das von einem Franzosen namens Jean-Julien Ricard geführt wird. Wer so viel Leidenschaft für das hat, was er tut, fasziniert mich sofort. Er liebt Wein und hat eine unglaubliche Auswahl an Weinen aus ganz Europa. Das ist der Ort, an den ich einen besonderen Menschen mitnehmen würde.
Wo bekommt man das beste ungarische Essen?
Das existiert nicht, *lacht*. Das meiste ist nicht wirklich ungarische Küche und da diese sonst so stark auf Fleisch ausgerichtet ist, ist sie für mich als Vegetarierin offen gesagt nicht unbedingt die erste Wahl. Aber Gettó Gulyás macht wirklich gutes Essen.
Welches ist dein absolutes Lieblingsrestaurant?
Onyx Mühely.
Und warum?
Das kulinarische Erlebnis ist außergewöhnlich. Das Team ist wirklich kreativ und überrascht immer wieder mit seinem Konzept. Für mich ist es wie eine Fallstudie. Dort hinzugehen und zu essen, ist immer wieder spannend.


Wo genießt man den schönsten Blick auf die Stadt?
Ich würde The Dutchess empfehlen – dort gehe ich relativ oft zum Sonnenuntergang hin. Es ist eine atemberaubende Dachterrasse, von der aus man fast einen 360-Grad-Blick über die Stadt hat.
Sind die Drinks dort auch gut?
Ja, auf jeden Fall. Es gibt auch kleine Bar-Snacks.
In welchem Hotel in der Stadt würdest du gerne selbst einmal übernachten?
Im Brody House: Ein Boutique-Hotel, mit dem wir bereits zusammengearbeitet haben. Es ist so schön und so ästhetisch. Alle Räume sind mit Kunstwerken verschiedener Künstler*innen gefüllt. Außerdem upcyclen sie dort ihre Möbel und alles.
Gibt es abschließend noch etwas, das du teilen möchtest?
Wir haben hier ein großartiges Team. Jeder ist mit Leidenschaft bei der Sache. Mir liegt besonders die Gastfreundschaft am Herzen. Ich finde, Gastfreundschaft ist eine Form der Kunst. Damit bin ich auch aufgewachsen. Wir hatten jeden Tag so viele Gäste in Istanbul, meine Mutter stand ständig in der Küche. Gastfreundschaft ist also Teil meiner Kultur, und wir versuchen, diese Philosophie auch hier zu leben. Wir möchten Menschen willkommen heißen, ihnen ein gutes Gefühl geben und eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Denn nur dann ergibt es Sinn.

I think that it’s a form of art to host people. It’s also something that I grew up with. We had so many guests coming to our house in Istanbul every day. There was a constant preparation in the kitchen by my mom. So, welcoming people is a thing in my culture and we are trying to live by the same philosophy here.
Merve Deprem
Tischgeflüster Top 8: Budapest auf einen Blick
- 🍴 The Garden & Pebbles | Király u. 26, 1061 Budapest
- ☕️ Kern Collective | Király u. 34, 1061 Budapest
- ⛲️ Gellert Hill Waterfall | Szent Gellért rkp. 16, 1013 Budapest
- 🍷 Marlou Wine Bar & Store | Lázár u. 16, 1065 Budapest
- 🇭🇺 Gettó Gulyás | Wesselényi utca 18, 1077 Budapest
- ✨ Onyx Mühely | Vörösmarty tér 7–8, 1051 Budapest
- 🌇 The Duchess Rooftop Bar | Matild Palace, Váci u 36, 1056 Budapest
- 🏨 Brody House | Bródy Sándor u. 10, 1088 Budapest